Um die Zwölfte Stunde



i. Fünf vor Zwölf

Sprich, Vater, warum wird die dunkle Nacht
Im Walde, tief in den Tannen, durchwacht
Mein kind, wer sich rüstet zu guter Jagd
Muss zu Holze ziehn, bevor es tagt

Mein Vater, ob unserm Haupte schwer
Zieht drohend ein Gewitter her
Mir wird so bang, lass heim uns gehn
Mein Sohn, lern' im Gewitter stehn

Sieh dort, herjagend auf stolzem Ross
Den Landvogt reiten, noch fern sein Tross
Still, Knab', so Gott dir helfen mag
Landvogt, dies war dein letzter Tag

Um Gott, mein Vater, was hast du getan
Du hast erschlagen den vornehmen Mann
Wer ein Mann ist, verteidigt sein gutes Recht
Der Feige nur ist der Tyrannen Knecht


ii. Die Zwölfte Stunde

Die Trommel klinget seltsam
Hat gar einen starken Ton
Die alten toten Soldaten
Erwachen im Grabe davon

Und die im tiefen Norden
Erstarrt in Schnee und Eis
Und die in Welschland liegen
Wo ihnen die Erde zu heiss

Nachts um die zwölfte Stunde
Verlässt der Tambour sein Grab
Macht mit der Trommel die Runde
Geht emsig auf und ab

Die Marschäll' und Generale
Schliessen um ihn einen Kreis
Der Feldherr sagt dem nächsten
Ins Ohr ein Wörtchen leis

Das Wort geht in die Runde
Klingt wieder fern und nah
Frankreich ist die Parole
Die Losung, Sankt Helena

Nachts um die zwölfte Stunde
Verlässt der Tambour sein Grab
Macht mit der Trommel die Runde
Geht emsig auf und ab

Und um die zwölfte Stunde
Verlässt der Feldherr sein Grab
Kommt langsam hergeritten
Umgeben von seinem Stab

Dies ist die grosse Parade
Im Elysäischen Feld
Die um die zwölfte Stunde
Der tote Cäsar hält

Nachts um die zwölfte Stunde
Verlässt der Tambour sein Grab
Macht mit der Trommel die Runde
Geht emsig auf und ab

Und um die zwölfte Stunde
Verlässt der Feldherr sein Grab
Kommt langsam hergeritten
Umgeben von seinem Stab

Erstarrt in Schnee und Eis

Sankt Helena